
In der Brutzeit bildet jede Gänsefamilie eine kleine Gemeinschaft, die vom aufmerksamen Gänserich bewacht wird
Wer im Internet nach „Gänsen“ sucht, findet fast nur Kochrezepte. Den Geschmack von Gänsen kennt jeder, meist als Weihnachtsbraten. Aber sonst? Wer weiß schon, dass Gänse lebenslange Partnerschaften bilden? Wenn der Partner stirbt, sollen sie sogar trauern.
In der Brutzeit bildet jede Gänsefamilie eine kleine Gemeinschaft, die vom aufmerksamen Gänserich bewacht wird. Sie grasen gemeinsam im Familienverband und fressen verschiedene Kräuter. Die ledigen Junggänse vom Vorjahr grasen in großen Gemeinschaften zusammen. Sobald ein Hund sich nähert, verschwinden alle sofort in den nahegelegenen Gewässern. Durch kehlige, trompeten-artige Schreie warnen sie sich gegenseitig. Diese Schreie sind auch zu hören, wenn die Graugänse gemeinsam Ende Oktober in den Süden ziehen und im März wieder zurückkehren.
Der Name „Gans“ kommt von „Ganz“, „Ganzheitlich“. Der Kinderreim „Heile, heile Gänschen, wird alles wieder gut, (ganz)…“ weist noch darauf hin. Das Märchen „Die goldene Gans“ weist auf etwas Wertvolles hin, woran wir mit ganzem Herzen hängen.
Der altägyptische Sonnen-, Wind- und Fruchtbarkeitsgott Amun-Re wurde in Gänsegestalt dargestellt, das Gänseei war als Weltenei Symbol des Ursprungs, aus dem die Sonne schlüpft. Für Griechen und Römer symbolisierte die Gans Fruchtbarkeit und Lebendigkeit. Sie war das heilige Tier der Aphrodite.
Für die Kelten waren Gänse und Schwäne Boten aus einer anderen Welt und durften nicht gegessen werden.
In vielen Kulturen gelten sie als uraltes Symbol des Eingeweihten, der als Gans oder Schwan in andere Welten fliegt.
In Sibirien glaubt man, dass ein Schamane vor seiner Einweihung von Dämonen bis auf die Knochen zerfleischt wird. Eine Vogelmutter sammelt die Knochen auf und setzt sie in ihrem Nest auf dem Weltenbaum wieder zusammen. Sie zieht ihn auf, bis er flügge ist und wieder in die Welt zurückfliegt.